Freie Software für Südtiroler Bauern
Pressespiegel: Freie Software für Südtiroler BauernFreie Software ist in
Südtirol längst kein Fremdwort mehr. Betriebe wie die SAD, Loacker, AutoCity
oder der Milchhof Brixen, aber auch die Landesverwaltung, der Gemeindenverband
und Schulen wie das Pädagogische Gymnasium in Bozen setzen bereits voll oder in
bestimmten Bereichen auf Freie Software. „Warum dann nicht auch die Südtiroler
Bauern“, dachte sich Frowin Oberrauch vom Verein Sortengärten Südtirol und
organisierte zusammen mit der Weiterbildungsgenossenschaft des Südtiroler
Bauernbundes, dem Verband der Volkshochschulen, der Linux User Group Bozen und
dem Kompetenzzentrum für Freie Software CoCOS im TIS in Bozen einen
Informationsabend zum Thema: „Freie Software für Südtiroler Bauern“.
Bild v.l.n.r.: Frowin Oberrauch (Verein Sortengärten Südtirol), Patrick Ohnewein (CoCOS), Martina Blasbichler (Verband der Volkshochschulen Südtirols) und Ulrich Höllrigl (Weiterbildungsgenossenschaft des Südtiroler Bauerenbundes)
Rund 40 Neugierige nahmen diese Gelegenheit wahr und ließen sich letzten Mittwoch im Terlaner Restaurant Oberhauser vom IT-Experten Patrick Ohnewein in die Welt der Freien Software entführen. Seit Anfang 2005 leitet er das Competence Center Open Source im TIS (Techno Innovation Südtirol) in Bozen mit dem Ziel, alle lokalen gesellschaftlichen, technischen sowie wirtschaftlichen Kompetenzen im Bereich der Freien Software zu vernetzen und zu stärken. „Freie Software oder Open Source-Programme könnten schon jetzt eine echte und interessante Alternative für jeden landwirtschaftlichen Betrieb sein“, ist sich Patrick Ohnewein sicher, „schließlich macht das Computerzeitalter auch vor den Bauernhöfen nicht Halt.“
Der Nebenerwerbsbauer Frowin Oberrauch hat bereits Freie
Software für sich und den Verein Sortengärten Südtirol entdeckt. Ein Freund
habe ihm den Tipp gegeben, dass es da Programme gibt, die man frei von
Lizenzkosten vom Internet herunterladen kann und die praktisch alles können wie
jene Programme, die er bislang teuer gekauft hat. Tatsächlich bietet Freie
Software wie das Betriebssystem GNU/Linux, die Bürosoftware OpenOffice.org oder
der Webbrowser Firefox durch den Wegfall von Lizenzgebühren zunächst einen
Kostenvorteil. Frowin Oberrauch überzeugt aber mehr noch „die Philosophie, die
hinter dieser Software steckt“.
„Software gilt dann als Freie Software, wenn ihr Quellcode offen und uneingeschränkt verfügbar ist und wenn sie beliebig benutzt, kopiert, verschenkt oder auch verkauft werden darf“, klärt Patrick Ohnewein auf. Zur Philosophie von Freier Software zählt auch, dass sie von jedem Nutzer studiert, verändert und in veränderter Form weitergegeben werden kann. Dadurch unterscheidet sich diese Software von der so genannten proprietären Software. Doch es sind nicht nur diese Freiheiten, die Südtiroler Bauern zu einem Wechsel auf Freie Software bewegen könnten. Freie Software gilt nämlich auch als besonders sicher, stabil und benutzerfreundlich.
Im Mittelpunkt des Informationsabend in Terlan stand einmal
mehr der derzeitige Erfolgshit der Freien Software-Welt: das Bürosoftwarepaket
OpenOffice.org. Dieses freie Office-Paket wird bereits in der Südtiroler
Landesverwaltung, in Gemeindestuben und in zahlreichen Schulen tagtäglich
eingesetzt und kann per Mausklick von der Internetseite www.openoffice.org heruntergeladen
werden. OpenOffice.org kann alles, was von einem Office-Paket verlangt wird:
von Textverarbeitung über Tabellenkalkulation bis zum Erstellen von
Präsentationen und Datenbanken. "Da der Computer auch in der
Landwirtschaft ein wichtiges Arbeitsinstrument für Betriebsaufzeichnungen oder
für die Organisation von Urlaub auf dem Bauernhof geworden ist, könnte in
Zukunft auch Freie Software als Alternative zu proprietärer Software in die Stuben
der Südtiroler Bäuerinnen und Bauern Einzug halten", meint Ulrich
Höllrigl, der Leiter der Weiterbildungsgenossenschaft des Südtiroler
Bauernbundes. "Die Entscheidung darüber liegt aber beim Landwirt selber.“
Auch wenn in zahlreichen Südtiroler Betrieben und Institutionen die Weichen in Richtung Freier Software gestellt sind, bedarf es noch viel Aufklärung und Bildungsarbeit, ist sich die Mitveranstalterin Martina Blasbichler, Direktorin des Verbandes der Volkshochschulen, sicher und kündigt für Herbst 2006 eine 5teilige Kursreihe zum Thema "Freie Software" an. Ein Einstieg in oder ein Umstieg auf Freie Software scheitert laut Ohnewein zu oft noch „aus psychologischen Gründen“. Schließlich gilt es, gewohnte Wege zu verlassen und Neuland zu entdecken. „Wäre der Mensch nur nicht so ein Gewohnheitstier“, bringt es abschließend ein anwesender Bauer auf den Punkt.