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Freies Wissen mit Freier Software

1. Newsletter: März 2006


Eine Reise in die Welt der Freien Software beginnt mit der Frage, woher Wissen kommt und wie die Menschen mit Wissen umgegangen sind. Auf der Suche nach einer Antwort müssen wir einen großen Sprung zurück in die Zeit wagen. Lange bevor irgendjemand Wörter wie Computer oder Internet, Hard- oder Software in den Mund nahm, wurde Wissen angesammelt und weitergegeben. Weil Wissen aber zu jeder Zeit auch Macht bedeutete, Überleben sicherte und Fortschritt ermöglichte, waren die Menschen immer wieder auch bestrebt, Wissen geheim zu halten oder nur wenigen vorzubehalten.

Eine Maschine, die alles Wissen speichern kann

Vor wenigen Jahrzehnten wurde in Kreisen der militärischen Nachrichtentechnik eine große dröhnende Maschine entwickelt, die seither unaufhörlich alles Wissen, das uns umgibt, in sich aufnimmt und in Codes, Zahlenreihen, Daten und Programmen speichert und verarbeitet. Bald schon wurden aus einer Maschinen Millionen von kleinen und großen Rechnern und heute hat fast jeder von uns einen Computer oder Laptop zu Hause. Damit aber diese Maschinen Wissen nützlich verarbeiten und speichern können, gibt es Programme oder Software.

Software: eine besondere Klasse von Wissen

Software stellt eine besondere Klasse von Wissen dar. Es handelt sich um Anweisungen, die sich, von Menschen geschrieben, an einen Computer richten. Die Anweisungen sagen der Maschine, was sie denken soll, wissen kann, kombinieren darf, verarbeiten soll. Die Menschen schreiben diese Anweisungen in einer Programmiersprache. Dieser Quelltext oder Quellcode wird einem Werkzeug, einem Compiler, übergeben, das den Text in eine maschinenverständliche, für Menschen nicht mehr lesbare Form, den Binär- oder Objektcode, übersetzt. Dieser Binärcode besteht aus Unmengen von Nullen und Einsen und veranlasst den Computer, für den Menschen (meist) sinnvolle Zeichenoperationen auszuführen.

Am Anfang war jede Software frei!

Als für die ersten Großrechner Softwareprogramme geschrieben wurden, machten sich die Programmentwickler und Betreiber von Rechner keine großen Gedanken, um die Freiheit von Software. Die Programme, d.h. die Software wurden als eine Art Zugabe zur Hardware betrachtet. Der Quellcode war offen, open source auf Englisch: das heißt frei zugänglich, von jedem einsehbar, von jedem veränderbar, wer natürlich etwas davon verstand. Doch diese Einstellung änderte sich sehr schnell, als einige findige Softwarehersteller draufkamen, dass mit diesem in Nullen und Einsen gespeicherten Wissen Geld, sehr viel Geld, verdienen lässt. Fortan wurden Quellcodes geheim gehalten. Die proprietäre oder herstellereigene Software war geboren. Wer Software und damit das Wissen dahinter haben wollte, musste fortan bezahlen und sich in Abhängigkeit vom Hersteller begeben.

Von freier zu Freier Software

Hand in Hand mit dieser Entwicklung regte sich bereits ab Mitte der 80er Jahre Widerstand in Programmiererkreisen. Eine Gegenbewegung begann mit der Herstellung und Verbreitung von Freier Software. Gleichzeitig definierte Richard Stallman, einer der wichtigsten Vertreter dieser Gegenbewegung, was Freie Software ist. Freie Software darf im Unterschied zur proprietären Software (1) ohne Einschränkungen benutzt werden. Der Quellcode dieser Software ist (2) frei verfügbar und aus ihm darf gelernt werden. Freie Software darf (3) ohne Einschränkungen und ohne Zahlungsverpflichtungen kopiert und weitergegeben werden und diese Software darf (4) verändert und in veränderter Form weitergegeben werden. Diese 4 Grundeigenschaften oder Freiheiten macht Software zu Freier Software und macht sie gleichzeitig unterscheidbar von so genannter proprietärer Software.

Im nächsten Newsletter werden wir tiefer in die Welt der Freien Software eintauchen und uns auf die Spuren des ersten großen, freien Software-Projektes begeben.

CoCOS-TIPP:

Freie Software in Wikipedia

Grassmuck: Freie Software

Freie Software auf deshalbfrei.org